Nicht ohne meinen Spargel - auch in Corona-Zeiten

Der Spargel ist eines der Deutschen liebstes Gemüse, auch in Krisenzeiten. Sobald der Frühling ins Land zieht, fiebern viele auf die leckeren weißen Stangen. Unzählige Variationen von Spargelgerichten sind in den Kochbüchern der Deutschen zu finden. Wie wird dieses Jahr die Spargelzeit durch die Corona-Krise beeinflusst?

Auf Spargel verzichten? Bloß nicht!

Große Sorge macht den Landwirten die bekannte Situation der fehlenden Erntehelfer. „Die Spargelernte ist in Gefahr!“ Schrieb Mitte März eine große deutsche Boulevardzeitung. Glücklicherweise ist dies nicht für alle Betriebe ein Problem. Ein Landwirt mit einem Spargelhof im rechtsrheinischen Köln berichtet, dass er trotz der Corona-Krise ausreichend Erntehelfer aus Osteuropa vor Ort habe. Nach anfänglichen Bedenken bekamen die Saisonarbeiter dann doch die Einreiseerlaubnis. Hier finden Sie den entsprechenden Bericht der Deutschen Welle aus Nordrhein-Westfalen.

Kritisch ist dennoch, dass normalerweise die meisten Spargelstangen an Restaurants geliefert werden und diese haben lange Zeit ihre Türen geschlossen halten müssen. Trotz des Außer-Haus-Verkaufs der Restaurants drohen die Absatzmengen der Landwirte einzubrechen.

Der Hofladen verschafft Luft

Haben die Leute in der Krisenzeit trotzdem Lust auf das relativ hochwertige Produkt? Skepsis macht sich bei einigen Landwirten breit, doch die Krise lässt sie erfinderisch werden. Der Spargel wird nun vermehrt in den Hofläden angeboten. Doch auch hier gilt Vorsicht zu wahren, denn einiges hat sich durch die Corona-Krise verändert. Was müssen Landwirte bei einem Hofverkauf beachten? Der Bayerische Bauernverband hält mit allen Neuigkeiten zur Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe auf dem Laufenden. Hier finden Sie die entsprechende Seite.

Folgendes gilt für Betreiber von geöffneten Geschäften (z.B. Hofladen):

  • Der Betreiber hat durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass grundsätzlich ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Kunden eingehalten werden kann.
  • Das Personal soll eine Mund-Nase-Bedeckung tragen, ebenso die Kunden.
  • Der Betreiber hat ein Schutz-und Hygienekonzept (z.B. Einlass, Mund-Nase-Bedeckung) und, falls Kundenparkplätze zur Verfügung gestellt werden, ein Parkplatzkonzept zu erarbeiten und auf Verlangen der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde vorzulegen
  • Die Zahl der gleichzeitig im Geschäft anwesenden Kunden darf nicht höher als 1 Kunde je 20 qm Verkaufsfläche sein.

„Rent your Spargelreihe"

Neben dem Verkauf im Hofladen sind neue Wege entstanden, die wertvollen weißen Stangen auf dem Feld vor dem Vergammeln zu retten. Die Familie Schlichting, Besitzer eines Spargelhofes in Schleswig-Holstein, berichtet von fehlenden Saisonkräften. Dies lässt darauf schließen, dass die unbedingt notwendigen Erntehelfer nicht Flächendeckend vorhanden sind. Doch die Tochter Charlotte Schlichting hat die zündende Idee: „Rent your Spargelreihe". Diese Idee ist so simpel wie erfolgreich. Kunden haben die Möglichkeit eine Spargelreihe zu mieten und selbst zu stechen. Und dann ging alles ganz schnell. Ein Schild am Feldrand und ein Foto auf einem sozialen Netzwerk weckte das Interesse der Kunden und 6000 Personen teilten den Beitrag online. Nach 24 Stunden wurde das Schild wieder abgekommen. Denn alle Reihen wurden vermietet!

Spargel-Flatrate bis Ende Juni

Wie funktioniert das Ganze? Die erworbene Spargelreihe kostet 198 Euro und wird als „Flatrate“ bis zum 05. Juni angeboten. Die entsprechende Reihe wird per Los zugeteilt und der Kunde erhält eine fachmännische Einweisung der Landwirte. Schon nach 10 Minuten sind die Spargelliebhaber bereit zum Stechen. "Ich liebe Spargel auch. Das war halt auch der Grund, wo wir gesagt haben: Finden wir cool, unterstützen wir", sagt Bianca Röhr, eine Hobby-Landwirtin im Besitz einer neu erworbenen Spargelreihe. Die Besitzer des Spargelhofes erhalten viele positive Rückmeldungen zu der Aktion. Sie haben durch die Mietreihen viele nette und wohlgesonnene Menschen kennengelernt.

Dennoch müssen die Konsumenten hin und wieder ausweichen, denn alleine sind sie durch die positive Resonanz auf die Spargel-Mietreihe nicht. Auch hier gilt der Corona-bedingte Mindestabstand. Hier finden Sie den entsprechenden Bericht aus Schleswig-Holstein über den Spargel zum Selbststechen.

Stich den Spargel nie nach Johanni

So schnell wie die lang ersehnte Spargelzeit gekommen ist, so schnell ist sie auch wieder vorbei. Am 24. Juni, dem Johannistag ist Schicht im Schacht. Denn eine alte Bauernregel besagt: „Stich den Spargel nie nach Johanni“. Um auch im Folgejahr eine gute Spargelernte zu erhalten, müssen sich die Pflanzen erholen. Bis zum Johannistag kann also noch im Spargel geschwelt werden – trotz Corona. Hier finden Sie noch ein nettes Video, eine poetische Liebeserklärung an den Spargel. Viel Spaß!

Corona verdrängt Johanni

Aktualisierung zum 15.06.2020: Der Spargelhof Lohner im Landkreis Aichach-Friedberg (Bayern) hat die Spargelsaison 2020 frühzeitig beendet. 95 Mitarbeiter von insgesamt 525 Mitarbeitern des Großbetriebs wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Der Betrieb hat die Spargelsaison 2020 frühzeitig vor dem Johannitag beendet. Alle Verkaufsstände und der Hofladen wurden geschlossen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Hinweis: Kenntnisstand: 15.06.2020. Der Bericht wurde nach bestem Gewissen und Wissen verfasst und recherchiert. Trotz großer Sorgfalt kann der LRV e.V. keine Haftung für die Inhalte übernehmen. Da sich die Lage durch die aktuelle Situation schnell verändern kann, bitten wir Sie sich auf entsprechenden Informationsseiten tagesaktuell auf dem Laufendem zu halten.